Verzeichnis

aller Serienkiller im deutschsprachigen Raum

Erwin Hagedorn

Steckbrief

Name: Erwin Hagedorn
Geburt: 30.01.1952
Tod: 15.09.1972
Ort: Münsterberg
Zeitraum: 1969 bis 1971
Auch bekannt als: -
Morde: 3

Beschreibung

Am 31. Mai 1969 wurden zwei 9-jährige Buben als vermisst gemeldet. Sie wurden in einem Forst bei Eberswalde zuletzt von einem Jäger gesehen, der aussagte, dass die beiden mit ihren Fahrrädern unterwegs waren und von einem jungen Mann begleitet wurden. Am 13. Juni 1969 fanden Holzfäller in eben diesem Waldstück ein Fahrrad und die Leiche eines der Knaben. Am 14. Juni 1969 wurde auch der zweite vermisste Junge in dem gleichen Wald mit aufgeschlitzter Kehle gefunden.

Da die Ermittlungen an den Fundorten keinerlei Hinweise auf den Mörder ergaben, wird im Sommer 1969 ein Berliner Gerichtspsychiater von der Polizei damit beauftragt, ein Täterprofil zu erstellen. Dieses Gutachten besagte, dass der Täter wahrscheinlich ein junger, männlicher, pädophiler Sadist sein müsste, der nicht vorbestraft ist, jedoch schon früher durch harmlos wirkende Annäherungsversuche an Kinder aufgefallen sein müsste. Zu diesem Zeitpunkt war diese Beschreibung des Täters wenig hilfreich und die Polizei konzentrierte sich auf den Jäger, der die Knaben als letzter gesehen hatte. Diesem konnte aber keine Schuld nachgewiesen werden und so schliefen die Ermittlungen 1970 vorerst ein.

Am 10. Oktober 1971 wurde die Leiche eines 12-jährigen Jungen in dem gleichen Wald bei Eberswalde, wo zwei Jahre zuvor schon die beiden 9-jährigen gefunden wurde, entdeckt. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf, und informierte wieder den Gerichtspsychiater. Dieser gab den Ermittlern den Tipp, Befragungen an den Schulen durchzuführen, da der Täter mit Sicherheit bereits früher Kinder in irgendeiner Weise belästigt hat. Durch diesen Ratschlag begannen die Polizisten Schüler zu befragen und wurden fündig.

Ein 12-jähriger Schüler berichtet den Ermittlern mit seiner Mutter einmal im Wald gewesen zu sein, um Ski zu laufen. Dort trafen sie auf einen jungen Mann, der sich anbot mit dem 12-jährigen eine extra Runde zu laufen und die Mutter stimmte zu. Als die beiden alleine waren, bedrohte der Mann den Schüler, zwang ihn zu sexuellen Handlungen und lies ihn dann wieder laufen. Aus Scham schwieg der Junge und erzählte niemandem etwas von diesem Vorfall. Man legte dem Knaben verschiedene Fotos vor und er konnte Erwin Hagedorn als seinen Peiniger identifizieren. Am 12. November 1971 wurde Hagedorn verhaftet.

Der 19-jährige Hagedorn gesteht bei einer ersten Vernehmung sofort und kooperiert mit der Polizei. Er schildert ganz offen, ohne Scheu, ohne Scham und ohne Reue, seine Taten, was die Ermittler sichtlich schockierte. Nach Hagedorns Aussage hatte er 1969 die beiden neunjährigen erst von einander getrennt, in dem er einen der Jungen verletzte und vorgab mit dem anderen Hilfe holen zu wollen. Als er mit diesem Jungen alleine war, stach er ihm unvermittelt in die Herzgegend, was Hagedorn sexuell erregte. Danach ging er zu dem Verletzten zurück und durchtrennte ihm die Kehle.

Nach den Angaben von Hagedorn wurde ein Polizeilehrfilm gedreht. Hagedorn spielte sich darin selber, als Opfer traten Kinder von Ermittlungsbeamten auf. Der Film wurde an den Originaltatorten gedreht, und Hagedorn genoss die ihm entgegengebrachte Aufmerksamkeit sichtlich. Auch die Vernehmungen und der Prozess wurden auf Film festgehalten.

Am 15. Mai 1972 wurde Erwin Hagedorn vom Bezirksgericht in Frankfurt/Oder wegen mehrfach vollendeten, in drei Fällen, und mehrfach vorbereiteten Mordes, in acht Fällen, sowie sexuellen Missbrauchs von Kindern zum Tode verurteilt. Ein Berufungsverfahren blieb, ebenso wie ein Gnadengesuch der Eltern, erfolglos. Walter Ulbricht höchstpersönlich hatte eine Begnadigung, nach Einsicht des Filmmaterials, abgelehnt.

Der erst 20-jährige Hagedorn wurde am 15. September 1972 in der Strafvollzugseinrichtung Leipzig durch einen - unerwarteten Nahschuss - mit der Pistole in den Hinterkopf hingerichtet. Der Leichnam wurde im Krematorium des Leipziger Südfriedhofs eingeäschert und geheim begraben. Die Exekution von Erwin Hagedorn war die letzte Hinrichtung nach zivilem DDR-Strafrecht.

 

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Anmerkung der Autoren

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