Verzeichnis

aller Serienkiller im deutschsprachigen Raum

Friedrich Haarmann

Steckbrief

Name: Friedrich Haarmann
Geburt: 25.10.1879
Tod: 15.04.1925
Ort: Hannover
Zeitraum: 1918 bis 1924
Auch bekannt als: Werwolf von Hannover, Vampir von Hannover, Schlächter von Hannover
Morde: 24

Beschreibung

Friedrich Heinrich Karl Haarmann, kurz Fritz genannt, wurde am 25. Oktober 1879 in Hannover geboren und von seinem Vater sehr Autoritär erzogen, während er von seiner Mutter eher verwöhnt wurde. Sein älterer Bruder verging sich längere Zeit sexuell an ihm, was bei Fritz dazu führte, dass er seinen Stuhlgang nicht mehr kontrollieren konnte und psychische Probleme auftraten. Er absolvierte eine erfolgreiche Schlosserlehre und schlug 1895 eine Laufbahn beim Militär ein, als er eine Unteroffiziersschule besuchte. Bald nach seinem Eintritt in die Schule, traten bei Haarmann Halluzinationen auf und er beantragte seine Entlassung.

Jetzt war er arbeitslos, wollte aber auch nicht in der Zigarrenfabrik seines Vaters arbeiten. In dieser Zeit wurde er von einer Nachbarin verführt und er verging sich selber an Nachbarskindern, was ihm eine Anklage einbrachte, die aber eingestellt wurde. Statt einer Gefängnisstrafe bekam er einen Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt, wo man ihm unheilbaren Schwachsinn attestierte. Aus dieser Anstalt flüchtete er und setzte sich in die Schweiz ab, kehrte aber 1899 wieder zurück. 1900 wurde er zum Militär eingezogen, wo er bald darauf Ohnmachtsanfälle bekam und deswegen vier Monate im Lazarett lag. Hier stellte man Schizophrenie bei ihm fest und er wurde in Rente geschickt. Wieder zu Hause stritt er sich mit seinem Vater über Geld, wobei die beiden auch handgreiflich wurden.

Sein Vater lieh ihm schliesslich einen ausreichenden Geldbetrag, um eine Fischhandlung zu eröffnen. Dieser Versuch auf eigenen Beinen zu stehen ging mit dem Bankrott seines Geschäftes zu Ende. Auch seine Bemühungen eine Frau zu finden, waren nicht von Erfolg gekrönt, zwei Verlobungen platzten und als er sich 1905 auch noch eine Geschlechtskrankheit einfing, wendete er sich endgültig vom anderen Geschlecht ab und widmete sich homosexuellen Kontakten. Diese fand er hauptsächlich am Bahnhof in jungen Ausreissern und entlaufenen Heimkindern. Zu dieser Zeit wurde er auch wiederholt straffällig durch Unterschlagungen, Diebstähle, Einbrüche und Hehlereien. Das brachte ihm insgesamt 17 Verurteilungen ein und so verbrachte er den ersten Weltkrieg im Gefängnis. 1919 lernte er Hans Grans kennen, mit dem er eine langjährige sexuelle Beziehung hatte. Sie zogen zusammen und wohnten in einer kleinen Dachkammer in einem Viertel von Hannover, das auch als Rotlichtviertel bekannt war.

Am 17. Mai 1924 entdeckten spielende Kinder einen menschlichen Schädel in der Leine. Drei Tage später tauchte an der gleichen Stelle ein zweiter auf und am 13. Juni 1924 fand man zwei weitere Schädel. Zu dieser Zeit wurden in und um Hannover 27 junge Männer und Knaben im Alter von 10 bis 22 Jahren vermisst. Da die ermittelnden Beamten die kriminelle Vorgeschichte von Fritz Haarmann kannten, überprüften sie ihn und seine Wohnung. Dabei fand man, ausser einigen Kleidungsstücken, die nicht Haarmann zu gehören schienen, nichts Auffälliges. Durch diesen Fund konnte man Haarmann aber nicht belasten, da er mit Grans einen Altwarenhandel betrieb.

So setzte die Polizei auf die Mithilfe der Öffentlichkeit, und es wurde ein Aufruf in der Zeitung gedruckt, der die Familien aller vermissten Personen aufforderte, sich die beschlagnahmten Kleidungsstücke im Polizeipräsidium anzuschauen. Weiter wurden Kunden von Haarmann gesucht, die bei ihm eingekauft hatten. Am 1. Juli 1924 betrat Frau A., die seit April 1924 ihren 18-jährigen Sohn vermisste, die Polizeistation. Dort traf sie auf Frau B. und ihren Stiefsohn. Frau A. erkannte auf den ersten Blick den Anzug, den der Stiefsohn von Frau B. trug, wieder. Es war eindeutig der Anzug ihres vermissten Sohnes und Frau B. bestätigte diesen Anzug von Haarmann erworben zu haben. Diese Tatsache wurde Haarmann mitgeteilt, und nach anfänglichem Leugnen brach er ihm Verhör schliesslich zusammen und gestand, den Sohn von Frau A. getötet zu haben. Gleichzeitig gab er auch zu, noch weitere Morde begangen zu haben.

Im Laufe seines Geständnisses gab Haarmann zu Protokoll, die meisten seiner Opfer zerstückelt und in die Leine geworfen zu haben. Bei einer systematischen Suche nach den Überresten seiner Opfer, konnte man beinahe 300 Knochen aus der Leine bergen. Darunter auch 22 verschiedene, rechtsseitige Oberschenkelknochen, die nach gerichtsmedizinischen Untersuchungen allesamt von jungen Männern stammten. Da Haarmann neben alten Kleidern auch mit billigem Fleisch handelte, machten bald grausige Gerüchte die Runde, dass Haarmann das Fleisch seiner Opfer an unwissende Kunden verkaufte. Dies konnte aber nie zweifelsfrei bestätigt werden. Man konnte aber auch die Bezugsquelle des Fleisches nicht ermitteln. Weitere Vermutungen besagen, dass Haarmann das Fleisch seiner Opfer selber verspeiste, was aber auch nie bewiesen werden konnte.

Am 4. Dezember 1924 begann der Prozess gegen Haarmann, der nach einem psychiatrischen Gutachten vom 1. Oktober 1924 für voll zurechnungsfähig erklärt wurde. Mit angeklagt war auch sein Lebensgefährte Hans Grans. Auf die Frage des Gerichts, wie er denn seine Opfer getötet hätte, gab Haarmann an, dass er ihnen die Kehle durchgebissen hätte und wo das misslang, habe er sie erwürgt. Hans Grans bestritt jegliche Beteiligung an den Morden, und erklärte lediglich bei der Beseitigung einiger Leichen geholfen zu haben. Dennoch wurden den beiden 24 Morde nachgewiesen. Haarmann wurde am 19. Dezember 1924 wegen 24-fachen Mordes 24mal zum Tode verurteilt. Grans erhielt wegen Anstiftung und Beihilfe zum Mord ebenfalls die Todesstrafe. Nachdem jedoch ein entlastender Brief von Haarmann aufgetaucht war, gab es einen neuen Prozess für Grans, bei dem er zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Hans Grans, geboren 1901, lebte noch bis 1975 in Hannover.

Haarmann hingegen genoss sichtlich seine erlangte Berühmtheit und überlegte, wie er daraus Kapital schlagen könnte. Er wollte sich vor laufenden Kameras hinrichten lassen, damit er in die Kinos auf der ganzen Welt gelangt. Einen Roman wollte er noch schreiben, und mit dem Erlös ein Denkmal errichten lassen, damit die Menschen auch in 1000 Jahren noch diese Sehenswürdigkeit bestaunen könnten.

Das alles blieb glücklicherweise die Ausgeburt eines kranken Gehirns und Friedrich Haarmann wurde am 15. April 1925 um 6 Uhr morgens auf dem Gefängnishof des Landgerichts Hannover mit dem Fallbeil enthauptet. Sein Kopf wurde zu Forschungszwecken konserviert und befindet sich derzeit in Göttingen. Vier angefertigte Hirnschnitte werden in München verwahrt. Der - Vampir von Hannover -, auch - Werwolf von Hannover - genannt, wird die Wissenschaftler und die Öffentlichkeit wohl noch auf lange Zeit beschäftigen.

 

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